in vitro Nodienkultur
Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Jungpflanzen ident mit der Elternpflanze sind (Klone). Folgende Orchideen haben wir mit dieser Methode bereits vermehrt:
- Phalaenopsis Hybriden
- Doritis pulcherima
- Phaius tankervilleae
- Chiloschista lunifera
Welchen Nährboden kann man verwenden?
Da Cytokinine (Phytohormon) das Austreiben von ruhenden Augen fördert, ist es ratsam Nährböden mit solchen Hormonen zu verwenden. Wir verwenden das Medium P6793 von der Fa. Sigma.
Vorbereiten der Nodien
Am besten eignen sich frisch geschnittene Blütenstiele, die man vorsichtig mit der weichen Seite eines Küchenschwamms unter fließendem Wasser reinigt. Die Wassertemperatur sollte etwa bei 20-25°C liegen. Beim Reinigen den Schwamm immer von der Basis des Blütenstiels zu dessen Ende bewegen, weil so sichergestellt ist, dass keinen Schmutz unter die Hüllblätter befördert wird. Im folgenden Foto würde man den Schwamm von Rechts nach Links bewegen.
Als nächstes muß man die Hüllblätter, die die Knospen schützen, entfernen. Hierfür hat sich eine Pinzette und ein Skalpell (oder Cutter/Stanleymesser) am besten bewährt. Nachdem alle Hüllblätter entfernt wurden, durchtrennt man den Blütenstiel ca. 2cm oberhalb und unterhalb der ruhenden Augen mit einem sauberen und scharfen Messer. Die Schnittstelle sollte keine Quetschungen aufweisen, wie das bei manchen Gartenscheren passiert.
Vorbereiten des Arbeitsplatzes
Bei der Kultur von Nodien kann man die selbe Anordnung der Geräte verwenden wie man sie schon bei der Aussaat verwendet hat.
Desinfektion der Nodien
Die zurechtgeschnittenen Stängelstücke taucht man für einige Sekunden in 70% Ethanol. Danach gibt man die Nodien für 10 Minuten in eine Chlorlösung mit einer Konzentration von 0,5% Natriumhypochlorit und bewegt das Glas, damit die Stängelstücke überall Kontakt zur Chlorlösung haben. Die Herstellung einer solchen Chlorlösung wird in unserer Aussaatanleitung erklärt.
Sind die 10 Minuten abgelauft, nimmt man die Blütenstielstücke aus der Chlorlösung und kürzt sie mit einem sauberen Skalpell am oberen und unteren Ende, wobei man den Blütenstiel am unteren Ende schräg durchschneiden sollte, das erleichtert das Hineinstecken in den Nährboden. Dieses Kürzen ist nötig, weil das Chlor das Gewebe an den Schnittstellen schädigt (an der weißen Farbe zu erkennen) und es deshalb entfernt werden muss. Nach dem Kürzen sollten die Nodien etwa 2cm lang sein. Im Anschluss daran gibt man die Blütenstielstücke für 30 Minuten in 3% Wasserstoffperoxid (H2O2) und bewegt auch dieses Glas immer wieder. Sind die 30 Minuten verstrichen, stellt man das Glas in den sterilen Arbeitsbereich.
Aufbringen der Nodien auf Nährböden
Im sterilen Arbeitsbereich öffnet man ein Kulturglas und steckt mit einer sterilen Pinzette ein Stängelstück in den Nährboden im Kulturglas. Wichtig ist, dass man die Schnittstelle, die unterhalb des Auges liegt, in das Medium steckt. Das Glas wird verschlossen und mit den restlichen Nodien verfährt an genauso.
Weitere Pflege
Auch diese Kulturen sollten möglichst hell stehen aber keine direktes Sonnenlicht abbekommen. Die Verpilzungsrate in der ersten Woche ist leider höher als bei asymb. Aussaat, weil Nodien eine viel größere und manchmal unzugänglichere Oberfläche haben als Samen.
Sehr wichtig ist bei dieser Art der Vermehrung die tägliche Kontrolle ob an der Stelle, in der das Stängelstück in Nährboden steckt, schwarze Ausscheidungen auftreten. Diese Aussscheidungen sind phenolische Stoffe die Aufgrund des Schneidens abgegeben werden und mit zunehmender Menge tötlich für das Stängelstück wirken.
Ob und in welcher Menge ein Gewebestück phenolische Stoffe ausscheidet, kann man leider nicht vorhersagen, aber die Kultur ist deswegen nicht verloren, wenn man es rechtzeitig erkennt. Sobald sich der Nährboden rund um das Explantat stark schwarz verfärbt, sollte man das Stängelstück auf neuen Nährboden umlegen. Die meisten Stängelstücke beruhigen sich nach mehrmaligen Umlegen und wachsen dann zügig weiter.
Sobald die Jungpflanzen je 2 Blätter bekommen haben wird es Zeit sie auf ein hormonfreies Medium (z.B. P6668 von Sigma) umzulegen, damit auch Wurzeln entstehen.
Was tun wenn man mehr aus eine Jungpflanze haben will?
Reicht nicht nur einen Klon, dann muß man vor dem Sterilisieren und Aufbringen auf den Nährboden lediglich das oberste Drittel des ruhenden Auges mit einem Skalpell oder Rasierklinge wegschneiden. An der Schnittstelle bildet sich meist nach einiger Zeit ein Wundgewebe (Kallus) aus dem mehrer Jungpflanzen entstehen.
Wir verwenden für das Umlegen Gläsern mit einem Volumen von etwa 350ml. Verschlossen werden sie mit Frischhaltefolie. Mehr Infos dazu gibt's in unserem Artikel in vitro Gläser mit Frischhaltefolie verschließen".
Autor: Thomas Ederer